Wasserstoff: Forscher forcieren klimaneutrale Flugzeugproduktion bei Airbus
Die Flugzeugindustrie steht vor einem gewaltigen Transformationsprozess, der sowohl die Produktion von Flugzeugen und auch die Betankung (Kerosinersatz) umfasst. Forschende der TU Hamburg entwickeln jetzt ein Konzept für eine kostengünstige und effiziente Wasserstoffinfrastruktur zur Herstellung von Flugzeugen am Beispiel des Airbus Standortes in Hamburg-Finkenwerder.
Zukunft: Flugzeug-Produktion am Standort Hamburg mit Wasserstoff
Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) und der Technischen Universität Hamburg erarbeiten gemeinsam mit Airbus ein Gesamtkonzept für die Luftfahrt der Zukunft. Das Projekt „Green Operation for Future Aviation“ wird von der Stadt Hamburg mit knapp 1,4 Mio. Euro gefördert. Das Ziel ist die kostengünstige und effiziente Versorgung eines Produktionsstandortes mit Wasserstoff am Beispiel des Airbus-Areals in Hamburg-Finkenwerder.
Der grüne Energieträger Wasserstoff ist als einer der wesentlichen Bausteine unerlässlich und wird gerade den Luftfahrtstandort Hamburg maßgeblich verändern: angefangen von der Qualifizierung rund um Wasserstoffsysteme und Brennstoffzellentechnik bis zum späteren Bau von Flugzeugen, deren Energieversorgung zukünftig mit Wasserstoff laufen könnte.
Airbus will Wasserstoff-Flugzeug bis 2035
Der Luftfahrtkonzern Airbus hatte jüngst angekündigt, bis zum Jahr 2035 das erste wasserstoffbetriebene Verkehrsflugzeug in den kommerziellen Einsatz bringen zu wollen. Dazu muss entsprechend früh auch die Möglichkeit zur Betankung erprobt sowie die Implementierung ins Werksgelände etabliert werden. „Wir werden uns im Projekt ‚Green Operation of Future Aviation‘ mit den Fragen auseinandersetzen: Wie kann die Versorgung mit Wasserstoff für den Produktionsstandort effizient und wirtschaftlich realisiert werden, um eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen zu erreichen? Wie können neue Produkte und Anwendungen im Werk mit Wasserstoff versorgt werden?“, erklärt Professor Thomas Klassen, Koordinator des Projektes und Leiter des HZG-Instituts für Wasserstofftechnologie.
Analyse und Optimierung der Wasserstoffversorgung
Für das Konzept am Beispiel des Werkes Hamburg-Finkenwerder ist zunächst eine Standortanalyse vorgesehen, in welchen Anwendungen am Boden der Wasserstoff eingesetzt werden kann. Des Weiteren stehen die Entwicklung der Wasserstoffnachfrage und die Möglichkeiten der Versorgung mit Wasserstoff im Fokus, beispielsweise die lokale Erzeugung oder der Import aus Drittländern. „Ein auf alle diesen Faktoren basierendes Modell ermöglicht die Optimierung der gesamten Wasserstoffversorgung einschließlich der Nutzung hinsichtlich der Kosten, der energetischen Effizienz und der Emissionen – unter Berücksichtigung der jeweiligen Abhängigkeiten und zu erwartenden zeitlichen Entwicklung“, fasst Prof. Martin Kaltschmitt, Leiter des Instituts für Umwelttechnik und Energiewirtschaft der TU Hamburg, zusammen.
Aus den Ergebnissen wird ein langfristiges Gesamtkonzept für den Auf- und Ausbau der Wasserstoffversorgung und -nutzung im Airbus-Werk Finkenwerder abgeleitet, das als Grundlage für Investitionsentscheidungen am Standort dienen kann.
Boeing setzt auf Biotreibstoffe – British Airways auch
Während Airbus den Fokus auf den Flugbetrieb mit Wasserstoff legt, will Boeing bis 2030 die gesamte Flotte auf den Betrieb mit Biotreibstoffen umstellen. Dazu hat sich der US-Flugzeugbauer verpflichtet. Schon seit einigen Jahren arbeitet Boeing mit Fluggesellschaften, Industrie, Forschungseinrichtungen und Regierungen zusammen, um Biokraftstoffe als Ersatz von erdölbasierten Treibstoffen nutzen zu können.
Auch die Fluggesellschaft British Airways will schon bald nachhaltigen Treibstoff einsetzen und hat in ein US-Werk des Unternehmens Lanzajet investiert, ein Spin-off des amerikanischen Biotech-Unternehmens Lanzatech. Der nachhaltige Flugkraftstoff wird über das patentierte Lanzajet™-Alkohol-zu-Jet-Verfahren (AtJ) hergestellt. Schon Ende 2022 soll der neue Treibstoff auf den ersten Flügen von British Airways eingesetzt werden.
© IWR, 2021
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