Netzanschluss-Gipfel: BMWK, BNetzA und Verbände diskutieren Lösungen zur Beschleunigung von Netzanschlüssen
Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hat in der letzten Woche Akteure aller Ebenen zu einem Netzanschlussgipfel eingeladen. Themen waren u.a. die Beschleunigung des Netzanschlusses von regenerativen Energien-Anlagen (EE-Anlagen), Ladeinfrastrukturen, Wärmepumpen und Speichern. Eingeladen waren u.a. Vertreter der Energiewirtschaft, der Immobilienwirtschaft, der Automobilindustrie, des Handwerks und Handels.
Fokus auf besserer Nutzbarmachung der Netzanschlusskapazitäten
Der Netzanschluss-Gipfel der letzten Woche ist Teil des Branchendialogs „Beschleunigung von Netzanschlüssen“, den das BMWK initiiert hat mit dem Ziel, den Netzanschluss aller Energiewendetechnologien zu beschleunigen.
Im Fokus stehen die systematische Prüfung des Netzanschlussprozesses auf Hemmnisse und eine Bewertung aus Praxissicht. Hinzu kommt die Vereinfachung des Anschlusses und der Zertifizierung von Anlagen, eine bessere Nutzung von Netzkapazitäten und eine Reduzierung der Kosten für alle Beteiligten. Dreh- und Angelpunkt dafür ist dabei laut BMWK der Ausbau des Verteilnetzes. Die über 800 Verteilnetzbetreiber in Deutschland sind gesetzlich dazu verpflichtet, den Ausbau vorausschauend zu planen und bedarfsgerecht umzusetzen.
Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) hat anlässlich des Netzanschlussgipfels seine Forderungen zur Beschleunigung des Netzanschlusses erneuert. “Der Netzausbau hinkt dem Ausbau der Erneuerbaren Energien hinterher. Deswegen gewichten wir die Fokus-Agenda des heutigen Gipfels klar mit der Priorisierung auf die bessere Nutzbarmachung der Netzanschlusskapazitäten. Eine einfache Reform der Netzanschlussregeln kann hier kurzfristig durchgeführt werden“, sagte BEE-Präsidentin Simone Peter, die als Sachverständige geladen war.
Studie: Optimierte Nutzung von Netzverknüpfungspunkten kann großes Pufferpotenzial erschließen
Der BEE hat gemeinsam mit dem Fraunhofer IEE und der Kanzlei Becker Büttner Held (BBH) in der vergangenen Woche seine Studie zur gemeinsamen Nutzung von Netzverknüpfungspunkten (NVP) durch Erneuerbare, Speicher und Anlagen zur Sektorenkopplung vorgestellt. Die Studie mache deutlich, wie viel Potenzial beim Netzanschluss durch die bestehende Rechtslage ungenutzt bleibe: Durch minimale Anpassungen an zwei Stellen im EEG ließen sich kurzfristig Wind- und Photovoltaik-Anlagen im zweistelligen Gigawatt-Bereich in das bestehende Netz integrieren – ohne den Neubau von Netzinfrastruktur, so der BEE.
Das würde dem Netzausbau den notwendigen Puffer verschaffen, um mit dem Erneuerbaren-Ausbau Schritt zu halten. Daraus ergeben sich außerdem Einsparpotenziale in Milliardenhöhe und zusätzlich Vorteile für alle Akteure in der Energiewirtschaft, wie die Studie zeige, unter anderem eine deutliche Reduzierung des Redispatchs.
„Der Netzausbau ist die Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Die vorgeschlagenen Verbesserungen beim Netzanschluss sind eine No-regret-Maßnahme, die nur Gewinner kennt. Die Bundesregierung sollte sie daher noch in diesem Jahr umsetzen. Wir freuen uns, dass Bundeswirtschaftsminister Habeck beim Gipfel angekündigt hat, die Vorschläge des BEE zu prüfen“, so Peter weiter.
Netzverknüpfungspunkte, über die der Anschluss von Erneuerbare Energie-Anlagen an das Stromnetz erfolgt, bestehen unter anderem aus einem Trafo, Schalt- sowie Mess- und Steuereinrichtungen zur Überwachung des Stromflusses. Aufgrund des derzeitigen Rechtsrahmens ist die Auslastung von NVP allerdings nur gering, da jede angeschlossene Anlage zu jedem Zeitpunkt 100 Prozent ihrer Leistung einspeisen können muss. Da die Energieproduktion von Photovoltaik- und Windenergieanlagen schwankt, speisen diese meistens nicht zeitgleich mit ihrer vollen Leistung ein. Die durchschnittliche Nutzung eines NVP innerhalb eines Jahres liegt, laut BEE-Studie, bei der Photovoltaik bei 13 Prozent und bei modernen Windenergieanlagen bei 33 Prozent. Durch die gemeinsame Nutzung von NVP ließe sich die Ausnutzung auf 53 Prozent steigern und damit zum Teil mehr als verdoppeln, so ein Ergebnis der Studie.
© IWR, 2024
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