Gas aus Russland: So voll sind die Gasspeicher in den EU-Ländern
Die EU-Gasversorgung basiert bisher auf wenigen Produktions- und Lieferländern. Neben eigenen EU-Quellen kommt Gas z.B. über Pipelines aus Russland, Norwegen oder Algerien. Flüssiggas wird vor allem aus den USA oder Katar importiert. Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine steht die gesamte EU-Energiestrategie auf dem Gassektor zur Disposition und wird offenbar neu ausgerichtet.
Aktueller Gas-Füllstand in der EU – Noch weit vom Tiefststand der letzten 10 Jahre entfernt
Zum Ende eines Winters geht der Füllstand der Gasspeicher in den EU-Ländern naturgemäß zurück, während über den Sommer die Gasspeicher normalerweise wieder aufgefüllt werden. Mit Stand vom 09.03.2022 beträgt der EU-Gasspeicher-Füllstand derzeit noch immer 26,4 Prozent, wenngleich der Trend mit einer mittleren Rate von täglich – 0,27 Prozent (Mittelwert der letzten Tage) weiterhin negativ ist. Das bedeutet, es wird täglich noch mehr Gas entnommen als über die Pipelines oder via LNG nachgeliefert wird.
Je nach Witterung nimmt der Gasbedarf in der EU normalerweise im März bis Anfang April soweit ab, dass die Gasspeicher danach wieder aufgefüllt werden. Bezogen auf die letzten 10 Jahre ist der aktuelle Gas-Füllstand in der EU aber noch weit vom Tiefstwert aus dem Jahr 2018 entfernt, als am 30.03.2018 die Gasspeicher in der EU noch gerade einmal zu 17,8 Prozent gefüllt waren. Ein so extremes Preissignal hat der sehr niedrige Gasspeicherstand 2018 im Unterschied zur Wintersaison 2021/2022 allerdings nicht ausgelöst. Ein Auffüllen der Gasspeicher ist selbst auf diesem niedrigen Niveau über den Sommer danach technisch möglich, wie die Gasauffüllung im Sommer 2018 zeigt.
EU-Gaslieferländer: Russland, Norwegen, Algerien & Co.
Während Öl und Kohle auf dem Weltmarkt flexibel gehandelt und transportiert werden können, ist die Situation beim Erdgas anders. Vor allem aus Russland wird Erdgas in die EU importiert, aber auch über Fernleitungen aus Algerien nach Spanien und Italien oder über Pipelines aus Norwegen. Die EU hat bereits in der Vergangenheit versucht, die Gasversorgung zu diversifizieren.
Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine und den rasant gestiegenen Gaspreisen hat die Reduzierung der Abhängigkeit von russischem Gas nun aber oberste Priorität. Während bisher vor allem erneuerbare Energien und die Energieeffizienz im Vordergrund der EU-Maßnahmen standen, rückt mit dem Green Deal die Nutzung von Wasserstoff verstärkt in den Fokus. Dieser kann in der EU selbst produziert oder auf dem Weltmarkt eingekauft und importiert werden. Zudem wird voraussichtlich die Infrastruktur für flüssiges Erdgas (LNG) in Zukunft so ausgebaut, dass diese auch für den Import von Wasserstoff genutzt werden kann. Wasserstoff kann sowohl als Gas oder in gebundener Form, beispielsweise als grüner Ammoniak, transportiert werden.
EU-Länderranking: Aktuelle Füllstände der Gasspeicher in Europa
Während der mittlere Füllstand der Gasspeicher aller EU-Länder bei 26,4 Prozent liegt, stehen die einzelnen Staaten zum Ende des Winters 2021/22 ganz unterschiedlich da.
Auf Platz 1 mit dem höchsten nationalen Füllstand der Gasspeicher rangiert derzeit Portugal mit 72,8 Prozent vor Schweden (66,6 %), Polen (60,6%), Spanien (58%) und Dänemark (41%). Portugal und Spanien erhalten das Gas vor allem aus Algerien, während Schweden über eine Pipeline mit Dänemark verbunden ist. Dänemark wiederum importiert lediglich etwa 36 Prozent des Erdgases, u.a. aus Norwegen. Auf Platz 6 rangiert Italien, dass sowohl Erdgas aus Algerien als auch aus Russland erhält.
Das EU-Land mit dem geringsten Füllstand ist aktuell Österreich (14,5%), vor Kroatien (16,4%), Belgien (16,9%), Frankreich (18,9%), Bulgarien (19,3%) und den Niederlanden (19,8%). Alle diese Länder liegen bei einem Füllstand der Gasspeicher von unter 20 Prozent. In Deutschland sind die Gasspeicher noch zu 24,8% gefüllt, das ist etwas unterhalb des europäischen Mittelwertes.
Unterdessen liefert Gazprom über die Pipeline Nord Stream 1 weiterhin täglich 170 Mio. m³ Gas und über die Transitpipeline durch die Ukraine seit Ende Februar 2022 auch wieder die vertragliche Menge von rd. 109 Mio. m³. Die dritte Transitstrecke, die durch Polen führende Jamal-Europe Pipeline, wird von Gazprom sporadisch genutzt.
© IWR, 2022
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