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WMO-Bericht: Indikatoren für den Klimawandel erreichen 2023 Rekordwerte

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Genf, Schweiz - Ein neuer Bericht der WMO zeigt, dass 2023 bei wichtigen Klimawandelindikatoren erneut zahlreiche Rekorde eingestellt wurden. Die Meteorologische-Organisation sieht die globale Entwicklung 2023 nur knapp unter dem 1,5 Grad-Ziel von Paris. Der Zustand des Klimas 2023 verleiht dem Ausdruck "aus den Fugen geraten" eine neue, bedrohliche Bedeutung, warnt die WMO.

Der Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) über den Zustand des Weltklimas bestätigt, dass 2023 mit deutlichem Abstand das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war. Die WMO-Daten belegen Rekorde bei der Erwärmung der Ozeane, dem Anstieg des Meeresspiegels, dem Verlust des antarktischen Meereises und dem Rückzug der Gletscher. Hoffnung gibt laut WMO der voranschreitende Übergang zu erneuerbaren Energien.

1,5 Grad-Erwärmung des Pariser Klimaschutzabkommens fast erreicht
Der neue WMO-Bericht über den Zustand des Weltklimas bildet den Rahmen für eine neue Klimaschutzkampagne des UN-Entwicklungsprogramms und der WMO, die am 21. März gestartet wird. Der Bericht soll auch in die Diskussionen auf dem Klimatreffen der Minister in Kopenhagen am 21. und 22. März einfließen.

Nach dem aktuellen WMO-Bericht war 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, mit einer globalen Durchschnittstemperatur in Oberflächennähe von 1,45 °Grad Celsius über dem vorindustriellen Ausgangswert.

Im Laufe des Klimajahres 2023 sorgten Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren, Waldbrände und sich rasch verstärkende tropische Wirbelstürme zu Chaos und brachten den Alltag von Millionen von Menschen weltweit durcheinander und führten zu riesigen wirtschaftlichen Verlusten.

"Noch nie waren wir - wenn auch nur vorübergehend - so nah an der Untergrenze von 1,5 Grad des Pariser Abkommens zum Klimawandel. Beim Klimawandel geht es um viel mehr als um Temperaturen. Was wir im Jahr 2023 erlebt haben, insbesondere die beispiellose Erwärmung der Ozeane, den Rückzug der Gletscher und den Verlust des antarktischen Meereises, ist besonders besorgniserregend", kommentiert WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo die Ergebnisse für das vergangene Jahr. "Sirenen schrillen bei allen wichtigen Indikatoren... Einige Rekorde sind nicht nur chartverdächtig, sondern brechen die Charts. Und die Veränderungen beschleunigen sich", warnt der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres.

In dem wachsenden Ausbau der erneuerbaren Energien und ihrem Potenzial sieht die WMO jedoch einen Hoffnungsschimmer, um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Weltweit, so die WMO, sei bereits eine umfassende Energiewende im Gange. Im Jahr 2023 stieg der Zubau an erneuerbaren Kapazitäten gegenüber 2022 um fast 50 Prozent auf insgesamt 510 Gigawatt (GW). Dieses Wachstum stelle die höchste Rate der letzten zwei Jahrzehnte dar und zeigt das Potenzial, das auf der COP28 gesetzte Ziel einer Verdreifachung der weltweiten Kapazität an erneuerbaren Energien auf 11 000 GW bis 2030 zu erreichen, so die Organisation.

In der weiteren Ausdifferenzierung zeigt der WMO-Bericht folgende Klimatrends auf.

Treibhausgase klettern auf neue Rekordwerte
Die beobachteten Konzentrationen der drei wichtigsten Treibhausgase - Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid - erreichten im Jahr 2022 Rekordwerte. Echtzeitdaten von bestimmten Standorten zeigen einen weiteren Anstieg im Jahr 2023. Mittlerweile ist der CO2-Gehalt in der Atmosphäre um 50 Prozent höher als in der vorindustriellen Zeit und speichert Wärme in der Atmosphäre. Die lange Lebensdauer von CO2 bedeute, dass die Temperaturen noch viele Jahre lang weiter steigen werden, so die WMO.

2023 mit extremem Temperaturanstieg
Die globale mittlere Oberflächentemperatur lag im Jahr 2023 um 1,45 Grad Celsius über dem vorindustriellen Durchschnitt von 1850-1900 (mit einer Unsicherheitsspanne von ± 0,12 Grad Celsius). 2023 war das wärmste Jahr in der 174-jährigen Beobachtungsgeschichte. Damit wurde der Rekord der vorhergehenden wärmsten Jahre gebrochen: 2016 mit 1,29 Grad Celsius (± 0,12 Grad Celsius) über dem Durchschnitt von 1850-1900 und 2020 mit 1,27 Grad Celsius (±0,13 Grad Celsius).

Global gesehen war jeder Monat von Juni bis Dezember für den jeweiligen Monat rekordverdächtig warm. Besonders bemerkenswert war der September 2023, der den bisherigen globalen Rekord für September deutlich übertraf (0,46 bis 0,54 Grad Celsius).

Zu den aktuellen Entwicklungen Ergebnissen im Weltklimabericht merkt die WMO an, dass der langfristige Anstieg der globalen Temperatur auf die erhöhten Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre zurückzuführen ist. Der Wechsel von La-Niña- zu El-Niño-Bedingungen Mitte 2023 trug dagegen zu dem raschen Temperaturanstieg von 2022 bis 2023 bei.

Temperaturen in den Weltmeeren steigen rasant
Die globalen durchschnittlichen Meeresoberflächentemperaturen (SST) erreichten ab April 2023 ein Rekordhoch, wobei die Rekorde im Juli, August und September besonders deutlich gebrochen wurden. Außergewöhnlich warm war es laut WMO im östlichen Nordatlantik, im Golf von Mexiko und in der Karibik, im Nordpazifik und in weiten Teilen des Südlichen Ozeans, wo es zu ausgedehnten marinen Hitzewellen kam.

Besonders bemerkenswert waren die weit verbreiteten Hitzewellen im Nordatlantik, die im Frühjahr auf der Nordhalbkugel begannen, im September ihren Höhepunkt erreichten und bis zum Jahresende anhielten. Ende 2023 gab es im Nordatlantik ein breites Band schwerer und extremer mariner Hitzewellen mit Temperaturen, die 3 Grad Celsius über dem Durchschnitt lagen. Im Mittelmeer gab es im zwölften Jahr in Folge nahezu flächendeckend starke und schwere marine Hitzewellen.

Einer konsolidierten Datenanalyse zufolge erreicht der Wärmeinhalt des Ozeans 2023 seinen höchsten Wert. Die Erwärmungsraten zeigen einen besonders starken Anstieg in den letzten zwei Jahrzehnten. Die WMO erwartet, dass sich die Erwärmung weiter fortsetzen wird. Das sei eine Veränderung, die auf einer Skala von Hunderten bis Tausenden von Jahren unumkehrbar ist, so die Organisation.

Verbunden mit den häufigeren und intensiveren marinen Hitzewellen sind u.a. tiefgreifende negative Auswirkungen auf marine Ökosysteme und Korallenriffe. Die Versauerung der Ozeane hat durch die Aufnahme von Kohlendioxid zugenommen.

Meereseisausdehnung und Gletscher nehmen schrumpfen mit hohem Tempo
Die antarktische Meereisausdehnung erreichte im Februar 2023 ein absolutes Rekordtief für die Satellitenära (seit 1979) und blieb von Juni bis Anfang November auf einem Rekordtief für diese Jahreszeit. Das jährliche Maximum im September lag bei 16,96 Millionen km2, etwa 1,5 Millionen km2 unter dem Durchschnitt von 1991-2020 und 1 Million km2 unter dem bisherigen Rekordtief. Die arktische Meereisausdehnung blieb 2023 deutlich unter dem Normalwert, wobei das jährliche Maximum und Minimum der Meereisausdehnung das fünft- bzw. sechstniedrigste in den Aufzeichnungen war.

Im Hinblick auf die Entwicklung von Gletschern deuten die vorläufigen Daten für das hydrologische Jahr 2022-2023 darauf hin, dass die globalen Referenzgletscher den größten Eisverlust seit Beginn der Aufzeichnungen (1950-2023) erlitten haben. Die Gletscher in den europäischen Alpen erlebten eine extreme Schmelzsaison. So haben die Gletscher in der Schweiz in den letzten zwei Jahren rund 10 Prozent ihres verbleibenden Volumens verloren. Der Westen Nordamerikas verzeichnete im Jahr 2023 einen rekordverdächtigen Massenverlust der Gletscher. Insgesamt haben die Gletscher im westlichen Nordamerika im Zeitraum von 2020 bis 2023 schätzungsweise 9 Prozent ihres Volumens von 2020 verloren.

Extreme Wetter- und Klimaereignisse rund um den Globus
Extreme Wetter- und Klimaereignisse hatten erhebliche sozioökonomische Auswirkungen auf allen bewohnten Kontinenten. Dazu gehörten große Überschwemmungen, tropische Wirbelstürme, extreme Hitze und Trockenheit sowie damit verbundene Waldbrände.

Die extreme Hitze betraf dabei viele Teile der Welt. Am stärksten war sie in Südeuropa und Nordafrika, insbesondere in der zweiten Julihälfte. Die Temperaturen in Italien erreichten 48,2 Grad Celsius, und Rekordtemperaturen wurden in Tunis (Tunesien) mit 49,0 Grad Celsius, in Agadir (Marokko) mit 50,4 Grad Celsius und in Algier (Algerien) mit 49,2 Grad Celsius gemessen.

Die Waldbrandsaison in Kanada war die schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Gesamtfläche, die 2023 landesweit verbrannte, war mit 14,9 Millionen Hektar mehr als siebenmal so groß wie im langjährigen Durchschnitt. Die Brände führten auch zu einer starken Rauchbelastung, insbesondere in den dicht besiedelten Gebieten im Osten Kanadas und im Nordosten der Vereinigten Staaten. Der tödlichste einzelne Waldbrand des Jahres ereignete sich auf Hawaii, wo mindestens 100 Todesopfer zu beklagen waren und ein geschätzter wirtschaftlicher Schaden von 5,6 Mrd. USD entstanden ist.

Neben Waldbränden hat es aber auch heftige Niederschlags- und Überschwemmungsereignisse gegeben. So kam es in der Region des Horns von Afrika, die seit langem von einer Dürre heimgesucht wurde, 2023 zu erheblichen Überschwemmungen. Durch die Überschwemmungen wurden 1,8 Millionen Menschen in Äthiopien, Burundi, Südsudan, Tansania, Uganda, Somalia und Kenia vertrieben, zusätzlich zu den 3 Millionen Menschen, die durch die fünf aufeinanderfolgenden Dürreperioden in Äthiopien, Kenia, Dschibuti und Somalia innerhalb des Landes oder über die Grenzen vertrieben wurden.


© IWR, 2024


20.03.2024

 



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