Windpark erzeugt Wärme für Nahwärmenetz
Mit einem Windwärmespeicher will die Enertrag AG das Prinzip Nutzen statt Abschaltung umsetzen. Am 06.03.2020 ist nun ein solcher Wärmespeicher im Brandenburger Energiedorf Nechlin in Betrieb gegangen.
Überschüssigen Windstrom sinnvoll nutzen – Power to heat
Bei Nechlin erzeugen 17 Windenergieanlagen jährlich etwa 70 Millionen Kilowattstunden CO2-freien Strom. An besonders windreichen Tagen wird mehr Energie erzeugt als eingespeist werden kann, so dass die Anlagen vom Netzbetreiber mehrmals monatlich abgeregelt werden. Insgesamt bleiben nach Angaben von Ertrag bis zu 5 Prozent des Windstroms durch Abregelungen ungenutzt. Dieses Strompotenzial kann mit der Inbetriebnahme des neuen Windwärmespeichers nun sinnvoll ausgeschöpft werden. Das ist auch deshalb möglich, weil die Windenergieanlagen besonders häufig im Winter abgeschaltet werden, also dann, wenn die Heizungen in den Häusern am meisten Wärme bereitstellen müssen.
Mit Windstrom: Zwei Wochen vollständige Versorgung mit Wärme
Das Windfeld ist direkt über ein Stromkabel mit dem Speicher verbunden. Dort wird mit Heizspiralen rund eine Million Liter Wasser auf bis zu 93 Grad Celsius erwärmt. Bei Bedarf wird das Warmwasser dann aus dem Windwärmespeicher dann in das örtliche Nahwärmenetz abgegeben. Bei starkem Wind benötigt der Speicher nur wenige Stunden zum Aufheizen und kann das Dorf bis zu zwei Wochen vollständig mit Wärme versorgen. Dabei ist die Windwärme aus Nechlin nicht nur hundertprozentig CO2-frei, sondern auch deutlich günstiger als eine Ölheizung, teilte Enertrag mit.
Windwärmespeicher in Nechlin: Vorbild für andere Dörfer und Städte an Windenergiestandorten
Hendrik Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie in Brandenburg, zur feierlichen Inbetriebnahme des Windwärmespeichers : „Der Speicher ist ein gutes Beispiel dafür, wie mittels der Power-to-Heat-Technologie überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien für die Wärmeversorgung genutzt werden. Er leistet einen Beitrag dazu, dass auch die Wärmewende endlich vorankommt.“ Für Enertrag-Gründer Jörg Müller ist Nechlin ein Vorbild für Dörfer und Städte an Windstandorten. In Brandenburg besitzen beispielsweise Städte wie Prenzlau oder Pasewalk bereits ein eigenes Wärmenetz, das genutzt werden könnte, so Müller.
Enertrag: Rechtliche Weichen für Windwärmenutzung müssen neu gestellt werden
Der Windwärmespeicher Nechlin ist Teil des WindNODE-Netzwerks und des SINTEG-Förderprogramms. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hat für die SINTEG-Schaufenster-projekte rechtliche Sonderregeln geschaffen, ohne die der wirtschaftliche Betrieb des Windwärmespeichers unmöglich wäre. Unklar ist derzeit, wie es nach Ende des SINTEG-Programms Ende November 2020 mit der Windwärme in Nechlin weitergeht. Müller: „Nur durch rechtliche Änderungen im EEG und bei der Stromsteuer können Millionen Menschen Zugang zu günstiger und CO2-freier Wärme bekommen. Es ist absurd, dass im Vergleich zu Öl und Gas auf Windwärme ein Vielfaches an staatlichen Abgaben zu zahlen ist. Dadurch verpufft wertvolle Energie ungenutzt."
© IWR, 2020
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