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Batteriestreit: Forschungsministerin Karliczek verteidigt Entscheidung für Münster

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Berlin - Der Zuschlag für die Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) an das NRW-Batterie-Konsortium hat in den vergangenen Wochen zu Unmut unter einigen Mitbewerbern geführt. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat in einer Sondersitzung im Bundestag Stellung zur Kritik an der Vergabe bezogen. Unterdessen werden weitere Details bekannt.

Im Rahmen des Zuschlags für den Aufbau der Forschungsfertigung Batteriezelle in NRW ist vor allem der Standort Münster in den politischen Diskussionen präsent. Den Zuschlag hat ein Forschungskonsortium aus NRW erhalten, der Bau der Fertigungsanlage soll in Münster erfolgen. Der eigentliche Betreiber der Fertigungsanlage ist die Fraunhofer Gesellschaft mit Sitz in München, die auch die Anlagenkonzeption entwickelt hat.

Ministerin Karliczek weist Kritik an Wahl von NRW-Konsortium zurück
Bundesforschungsministerin Karliczek hat am Mittwoch (24.07.2019) in einer Sondersitzung des Bundestags-Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Stellung zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit der Vergabe der „Forschungsfertigung Batteriezelle“ genommen. Karliczek betonte, dass sie "auf Verlauf und Standort keinen Einfluss genommen" habe. Im Fokus habe immer gestanden, das "exzellenteste Konzept" zu finden. Die Standortwahl hätten das Bundesforschungsministerium (BMBF) und das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) getroffen und die Fraunhofer-Gesellschaft habe diese begrüßt, so die Ministerin. Die zur Standortfindung eingesetzte Gründungskommission aus deutschen und europäischen Unternehmensvertretern habe keine Empfehlung für eine Stadt und auch keine Reihung abgegeben, betonte Karliczek. Kriterien für die Standorte seien die Kompetenz der Wissenschaftler der Konsortien, der Umweltschutz und Aspekte der Nachhaltigkeit und auch die Passfähigkeit der Konzepte gewesen, erläuterte sie. Diese hätten Fraunhofer-Gesellschaft und die Gründungskommission diskutiert und festgelegt. Die Kritik der Opposition, dass es sich um keinen ordentlich aufgesetzten Prozess gehandelt habe, wies Karliczek entschieden zurück. Die Ableitung einer Empfehlung für den Standort Ulm aus einem Papier, das mehrere Mitglieder der Gründungskommission im Vorfeld einer Sitzung verfasst hatten, sei "unzutreffend", sagte die Forschungsministerin weiter.

Bewerbungung eines NRW-Konsortiums - Fraunhofer-Gesellschaft konzipiert und betreibt Forschungsfertigung Batteriezelle
In der politischen Diskussion um den Zuschlag für die „Forschungsfertigung Batteriezelle“ geht weitgehend unter, dass sich nicht das Batterieforschungszentrum Münster Electrochemical Energy Technology (MEET) an der Universität Münster beworben hatte, sondern das Land NRW mit einem Standortverbund-Konzept. Neben dem MEET gehören auch der Lehrstuhl für Production Engineering for E-Mobility Components der RWTH Aachen (PEM RWTH Aachen) und das Forschungszentrum Jülich zu diesem Konsortium. Hinzu kommt Ibbenbüren als Standort für die Erforschung des Batterierecyclings.

In der öffentlichen Debatte wird zudem ausgeblendet, dass die Forschungsfabrik selbst von der zentralen Fraunhofer-Gesellschaft (mit Sitz in München) als Trägergesellschaft in enger Abstimmung mit dem BMBF konzipiert wurde. Das Konzept hat ein interdisziplinäres Team aus den Fraunhofer-Verbünden Materials, Produktion und Mikroelektronik, dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, der Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV sowie der Franhofer-Allianz Batterie erstellt. Nach aktuellem Stand wird die Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) unter Trägerschaft und Federführung der Fraunhofer-Gesellschaft ihren Betrieb aufnehmen. Dabei steht die Fraunhofer Gesellschaft der Standortentscheidung neutral gegenüber und setzt im konkreten Fall das im Rahmen der Entscheidung präferierte NRW-Konzept um.

Aktueller Stand zur Batterieforschung und Forschungsfertigung Batteriezelle
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hatte die Pläne des Dachkonzepts „Forschungsfabrik Batterie“ Anfang des Jahres beim Batterieforum Deutschland in Berlin vorgestellt. Ziel ist es, die gesamte Wertschöpfungskette, angefangen beim Bezug von Rohstoffen und Materialien über die Herstellung von Batteriezellen, -modulen und -systemen bis hin zum Recycling und der Rückgewinnung von Rohstoffen abzudecken. Um der Abhängigkeit von Zulieferern aus Asien durch eine eigene Fertigung von Batteriezellen entgegenzuwirken, verfolgen das BMBF und das BMWi eine abgestimmte industriepolitische Doppelstrategie: Bundesminister Peter Altmaier treibt die Bildung von Industriekonsortien auf europäischer Ebene voran, um eine Großserienfertigung von Lithium-Ionen-Batteriezellen aufzubauen. Das BMBF flankiert diese Bemühungen mit der Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) als innovationspolitischen Förderansatz.

Ziel ist es, mit der Forschungsfertigung den Innovationsprozess zur Entwicklung neuer Fertigungskonzepte für Batteriezellen und deren Umsetzung in die industrielle Produktion zu wettbewerbsfähigen Kosten zu forcieren. Mit der FFB soll die Skalierbarkeit und Großserientauglichkeit von industrierelevanten Zellfertigungskonzepten evaluiert werden, die bereits bestehende Lithium-Ionen-Technologie einschließt und weiterentwickelt. Perspektivisch soll die FFB auch zukünftige und Post-Lithium-Ionen-Zellkonzepte qualifizieren und bis zur Herstellung von Null- bzw. Kleinserien vorantreiben. Die FFB ist zudem eine Plattform für Unternehmen sein, um Komponenten wie Maschinen, Materialien und Recyclingkonzepte unter Massenproduktionsbedingungen zu testen.


© IWR, 2019


26.07.2019

 



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